Schon das Vorfeld des Wettkampfes war spannend, nachdem Matthias Rüfenacht aus persönlichen Gründen der ersten Mannschaft absagte, was zur Folge hatte, dass Niklaus Giertz nachrückte und eine Lücke hinterliess. Die wurde durch den Mannschaftsleiter gefüllt. Wie sich im weiteren Turnierverlauf herausstellte, war die Füllung von eher schwacher Qualität und fiel rasch wieder aus. Oder, um es anders zu sagen: auf Brett 5, dem Seniorenbrett hatte Edwin Bhend mit Wolfgang leichtes Spiel und musste nur etwas Beihilfe zum Selbstmord leisten. Der positive Teil – zumindest aus Sicht des Mannschaftsleiters, war, dass nun die anderen sofort wussten, sie mussten alles geben, um das Ruder wieder herum zu reissen.
Auf Brett 6 entwickelt sich ein heftiger Kampf, der lange so aussah, als könnte Michael seinen Gegner klar besiegen. Dann übersah er allerdings eine taktische Abwicklung und musste ins Remis einlenken. Alle anderen Bretter standen zu diesem Zeitpunkt ausgeglichen und es zeichnete sich eine Knappe Niederlage ab. Das wurde auch durch die nachfolgenden Remis von Stephan und Kirstin bestätigt. Dann aber kam die erste Überraschung: Auf Brett vier gewinnt Nicos in möglicherweise leicht besserer Stellung gegen Mosko durch Zeitüberschreitung und es steht 2,5:2,5.
Alles blickt auf Arvin. Und auch hier ist der Kampf gegen Heinz Wirz ausgeglichen. Schwerfiguren Endspiel mit Damen, beiden Türmen und gleichen Bauern, aber Arvin hat die Bauernmehrheit am Damenflügel und nach der grossen Rochade auch den König dort, währen Heinz die Mehrheit am Königsflügel hat. Alle anwesenden Kiebitze waren sich einig, dass das auch ins Remis enden würde. Arvin allerdings hatte andere Ideen. Er nutze die Gelegenheit eine Abtausches um die Dame gegen zwei Türme zu opfern und führte den Freibauern am Damenflügel methodisch zum Sieg. Eine tolle Leistung gegen einen starken Gegner. Hier der Endstand:
Trümmerfeld 1 2 ½: 3 ½ Riehen 2
Michel Schröter (2109) ½ : ½ Stephan Schmahl (2107)
Heinz Wirz (2158) 0:1 Arvin Kasipour Azbari (2073)
Thadeus Frei (2002) ½ : ½ Kirstin Achatz (2060)
Mosko Grünberger (2064) 0:1 Nicos Doetsch-Thaler (1953)
Edwin Bhend (2076) 1:0 Wolfgang Brait (1953)
Bernd Sperzel (1879) ½ : ½ Michael Achatz (1852)
Hier noch Arvins spannende Partie gegen Heinz Wirz : 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Bd3 dxe4 4. Bxe4 Nf6 5. Bf3 c5 6. Be3 cxd4!= 7. Bxd4 Nc6 8. Bxf6 (laut Chessbase ist hier besser 8.Bxc6 bxc6 9. Nc3 mit leichtem Vorteil für weiss) Qxf6 9. c3 Bc5 10. Nd2 O-O 11. Ne4 Qe7 12. Nxc5 Qxc5 13. Ne2 Rd8 14. Qb3 Ne5 15. Be4 Bd7 16. Nd4 Bc6 (Schwarz hat sich Schritt für Schritt verbessert und steht jetzt aktiver und besser) 17. Qc2 (besser war 17. Nxc6 bxc6 und 18.0-0 mit leichtem Vorteil für Schwarz) 17...Bxe4 (hier vergibt Schwarz seine Gewinnchance. Wie das aber so oft ist bei Analysen mit der Engine – man kann den Gewinnweg kaum sehen. Nach 17...f5! 18. Nxe6 (18. Bxc6 Rxd4 19. Bf3 Nd3+ 20. Kf1 Rad8) 18... Bxe4! 19. Qxe4 Qd6 20. Qxf5 g6 steht schwarz auf Gewinn) 18. Qxe4 Schwarz steht besser. Nc4 19. O-O-O b5 20. Qc6 (eventuell Rd3! Mit leichtem Vorteil für schwarz) 20...Qg5+ 21. Kb1 a6 22. h4 Qg6+ (besser ist 22...Qf4! 23. F3 Qg3) 23. Ka1 Ne5 24. Qc7 Rd5 25. f4 Nc4 26. b3 Ne3 27. Rd2 Nf5 28. Nxf5 Qxf5 29. Rhd1 g6 30. Kb2 Rad8 (Schwarz hat nach einigen schwächeren Zügen seinen Vorteil eingebüsst und die Stellung ist ausgeglichen. Mit diesem Zug erwartet Schwarz vermutlich einen Abtausch beider Türme und ein remis in Bälde. Es kommt aber anders) 31. Qxd8+(laut Engine ist das nur der zweitbeste Zug. Der Abtausch ist leicht besser eingeschätzt. Aber praktisch gesehen ist das die einzige Möglichkeit auf Gewinn zu spielen und Arvin zeigt hier seinen Kampfgeist. Was jetzt kommt, hat mich sehr beeindruckt.) 31...Rxd8 32. Rxd8+ Kg7 33. g3 e5 34. fxe5 Qxe5 35. R8d3 b4 36. Kc2 bxc3 37. Rxc3 Qe2+ 38. Rd2 Qe4+ 39. Kb2 Qe5 40. b4 h6 41. a4 g5 42. hxg5 hxg5 43. Kb3 Qe6+ 44. Ka3 Qe5 45. Kb3 Kg6 46. Rc6+ Kh5 47. Rd3 (soweit alles noch in Ordnung. 47. Rxa6 wäre schlecht wegen 47... Qxg3 48. Kc2 Qe2 und Schwarz hat plötzlich wieder Chancen) Qe4 48. Rcd6 Qe2(besser ist 48...f5 und alles ist ok) 49. b5 a5 50. b6(jetzt steht Weiss klar besser – zum ersten mal in der Partie) 50...Qe1(50... Qe4 war notwendig) 51. Kc4 Qb4+ 52. Kd5 Qxa4 53. Rc3 (gibt Schwarz nochmal eine Chance. Besser war 53. Kc5!) 53...Qb5+ (53... f5! Gibt Schwarz nochmals eine Chance auf Ausgleich, aber jetzt lässt Weiss nicht mehr locker) 54. Rc5 Qa6 55. Kc6! a4 56. Kc7 Qe2 57. b7 Qe7+ 58. Kc6 Qe4+? (58... Qe8+ 59. Kb6 a3 produziert noch ein paar Komplikationen) 59. Rdd5 Qe8+ 60. Kb6 a3 61. Ra5 Qe3+ 62. Ka6 Qb3 63. Ka7 a2 64. b8=Q Qxd5 (versucht noch einen letzten Trick) 65. Qh8+ und Schwarz gibt auf. Ein für mich sehr instruktives Endspiel
Bericht: Wolfgang Brait.